Hitzeschlacht beim Sturm auf den Hausberg beim Gamperney-Berglauf vom 28. Mai 2017

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Nach einem kurzen Erholungsschlaf sitze ich in der Badehose auf der Terrasse zu Hause und widme mich der Erstellung des Rennberichts vom Gamperney-Berglauf. Das Thermometer zeigt ambitionierte 32 Grad Celsius im Schatten und meine Waden fühlten sich schon frischer an. Trotzdem geniesse ich das herrliche Frühsommerwetter und blicke auf einen ereignisreichen Morgen zurück.

Bereits vor dem letzten harten Trainingsblock im Vinschgau hatte ich etwas Mühe qualitativ gut zu trainieren. Irgendwie hingen mir die Frühlingsmarathons in den Beinen und der Kopf war nicht ganz frei. Zudem gesellte sich eine Müdigkeit von den harten Einheiten und den grossen Laufumfängen dazu. Die klassische Übertrainingsphase im Frühjahr, teils gewollt, teils nicht so beabsichtigt. Erst am Freitag und Samstag erholte sich der Körper besser und ermöglichte mir wieder etwas im Tempobereich zu trainieren. Ideal, da ich in den letzten Tagen im Hinblick auf meinen Heimlauf das Trainingspensum sowieso reduzieren wollte. Am Donnerstag konnte ich seit langem wieder einmal ein gutes Intervall auf dem Laufband absolvieren und am Samstag ging es kurz aber knackig in die Berge.

 

 

Heute Morgen stand ich frohen Mutes um 09:30 Uhr an der Startlinie. Mir war bewusst, dass die Spritzigkeit sicherlich nicht top ist, jedoch ist der Grundspeed auf einem ganz ordentlichen Niveau und meine Form zeigt aufsteigende Tendenz. Ob ich an meine Bestzeiten von unter 50 Minuten heranlaufen kann, bezweifelte ich trotzdem. Das Feld der Teilnehmer war wie immer bei diesem Rennen gut, aber schon besser und dichter besetzt. Stefan Übel, Roman Kessler, Fabe Downs, Gerd Frick, Thomas Niederegger, Alexander Heim, Christoph Schefer, Marius Danuser, Bruno Schumi und Raphael Sprenger waren aber trotzdem Kandidaten für absolute Top Zeiten. Das Rennen begann pünktlich bei herrlichem Sonnenschein in der Front vom Schulhaus Unterdorf in Grabs. Marius Danuser schoss los wie von der Tarantel gestochen und hatte nach 500 Meter bereits einen Vorsprung von mehrerer Sekunden. Dahinter bildete sich sofort eine grössere Verfolgergruppe um die meisten Favoriten. Das Tempo war forsch, jedoch nicht fahrlässig. Wohl war sich jeder der Gefahr aufgrund der hohen Temperaturen bewusst. Bereits nach einem Kilometer schoss mir der Schweiss aus allen Poren. Ich reihte mich an fünfter, sechster Position Schulter an Schulter mit Gerd Frick ein. Während er locker lief, war für mich das Tempo bereits eher grenzwärtig. Als es in die erste ansteigende Passage ging musste ich auch etwas abreissen lassen. Ein knappes halbes Dutzend Läufer konnte mich überholen und ich fand mich circa an 13ter Stelle wieder. Wichtig war es nun den Rhythmus am Berg zu finden. Unter dem Jubel und Anfeuerungsrufen der zahlreichen einheimischen Zuschauer, vielen Dank an alle an dieser Stelle, schossen wir den Berg hoch. Nach einiger Zeit war zwar die Spitze etwas enteilt, aber ich lief regelmässiger und konnte mich in einer kleinen Gruppe um Alexander Heim einreihen. Schnell schlossen wir auch zu Danuser auf und nahmen gemeinsam die Verfolgung der unmittelbar vor uns platzierten Mayer, Übel, Schumi und Kessler auf. Irgendwie war das Rennen aber festgefahren. Die Plätze waren früh bezogen und die Stärkeverhältnisse früh offen gelegt. So tat sich nicht gerade sehr viel. Jeder war wohl zu sehr auf sich selbst fokussiert und musste sich auf die eigene Leistung konzentrieren. Mir gelang dies nicht schlecht. Bis zum Kinderziel bei Kilometer 5.5 hielten wir den Rückstand zur Spitze einigermassen in einem überschaubaren Rahmen. Das Rennen wurde mittlerweile von Downs angeführt, dahinter machten sich die beiden Südtiroler Frick und Niederegger das Leben schwer. Raphael Sprenger lief einen sensationellen Wettkampf und folgte dicht dahinter. Seinen vierten Rang rettete er auch ins Ziel. Vorne mühte sich der St. Galler Downs  zum Sieg auf der Alp Gamperney. Sein zweiter Erfolg innerhalb weniger Tage nach dem Triumph beim Auffahrtslauf in seiner Heimatstadt. Niederegger zog gegen Frick den kürzeren und wurde Dritter mit einem Rückstand von gut einer halben Minute auf meinen Salomon Teamkollegen.

 

 

Nach dem Kinderziel ging es in die ersten extrem steilen Passagen vor und im Rätikon. Da musste ich feststellen, dass mir der letzte Punch fehlte. Ob es fehlende Kraft oder die Übermüdung oder die Hitze war konnte ich nicht definieren. Marius Danuser konnte sich in diesen Passagen wieder von Heim und mir distanzieren. Schwer atmend gelangten wir aufs letzte leicht flachere Zwischenstück und bereiteten uns auf den knapp 1.2 Kilometer langen Schlussanstieg mit 350 Höhenmeter vor. Jeder Jahr beginnen hier die wirklichen Qualen. Zum Glück sind in dieser Passage die Streckenränder überfüllt von Zuschauern, was den Anstieg doch erträglicher macht. Mit voller Energie brannte zu diesem Zeitpunkt die Sonne auf unsere Nacken. Das erste Mal im Rennen blickte ich hier auf meine Suunto Pulsuhr. Ich musste feststellen, dass eine Zeit von unter 50 Minuten nicht mehr realistisch war. Dies bestätigten mir auch meine Beine. Zwar fand ich einen guten Tritt, jedoch war der letzte Energieschub nicht abrufbar. Die Oberschenkel blockierten die Aufholjagd und ich freute mich einfach auf den Zieleinlauf auf 1’450 Meter über Meer. Das Zielband erreichte ich hinter Danuser und vor Heim nach 52:11 als Elfter schweissüberströmt. 8.8 Kilometer Strecke und gewaltige 1’000 Höhenmeter waren hinter mich gebracht.  217 weitere Läufer und Läuferinnen taten Selbiges. Ein grosses Lob an alle! Keine Selbstverständlichkeit bei diesen Bedingungen. Auch ans OK und die zahlreichen freiwilligen Helfer möchte ich an dieser Stelle meinen Dank richten. Als Einheimischer ist der Gamperney-Berglauf immer wieder ein Erlebnis für mich.

Nun sitze ich noch etwas auf meinen Fahrrad Ergometer und betreibe aktive Regeneration. Diese Woche versuche ich noch etwas am Tempo zu arbeiten, eventuell laufe ich am nächsten Sonntag in Bludenz auch den Muttersberglauf. Danach gilt es sich zu erholen für die ersten beiden Bergmarathons im Jahr 2017: den LGT Alpin Marathon und den Stelvio Marathon.

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